Christoph fragt nach bei
André Lehnen (18.02.2022)
Ein Trainer, dessen Handschrift man auf dem Platz erkennt und dessen Mannschaft erfolgreich und auch richtig gut Fußball spielt, muss sehr viel richtig gemacht haben. Was ist dein Fazit zur Hinrunde und zum jetzigen Saisonstand?
Zunächst mal muss man sagen, dass ich nicht ganz alleine bin als Trainer. Wir haben ja in Helpenstein ein relativ intaktes und großes Trainerteam, wo mich als Torwarttrainer Torben Fritzsche unterstützt. Dann haben wir natürlich meinen Co-Trainer Mario Lehnen, der uns in taktischen Fragen weiterbringt und dann haben wir natürlich mit Yannick und Vladimir zwei Jungs noch im Hintergrund, die uns als Betreuerteam super unterstützen, so dass wir am Spieltag selber mit allem „Drum und Dran“ als Trainer nichts zu tun haben. Hinzu kommt Nino Musebrink als Teamkoordinator, der sich um die wesentlichen Dinge kümmert wie Trainingsgeräte, Ausstattung usw. Das ist das Erfolgsrezept der Trainer und des Trainerteams und dann braucht man natürlich auch eine gute, lernbereite und qualitativ hochwertige Mannschaft, das ist das A und O.
Und sind jetzt speziell, dass dein Bruder dabei ist, die Wege kürzer, kann man da noch einen Ticken mehr rausholen?
Ja, ich denke schon. Zuhause geht es nur um das Thema Fußball. Es ist wirklich so, dass ich jeden Tag mit meinem Bruder und auch mit Torben Fritzsche telefoniere. In diesen Telefonaten dreht sich alles um die Mannschaft und den Verein.
Jetzt haben wir ja auch eine ganz junge Mannschaft vom Durchschnittsalter her gesehen. Hilft dir deine Zeit in Beeck mit der A-Jugend dabei, die Stimmung und den Ton bei den jungen Spielern zu treffen und sie zu erreichen?
Ja. Da muss man ganz klar sagen: ja. Dadurch dass wir natürlich in Beeck schon tätig waren und fast nur mit jungen Spielern zu tun hatten, wissen wir wie sie ticken. Fast alle Jungs wollen auch nach oben kommen, ob jetzt mit uns irgendwann als Verein oder mit einem Mannschaftswechsel in die Mittelrheinliga. Man merkt bei jedem Training: die Jungs wollen. Das ist das Entscheidende. Hinzu kommt natürlich noch das persönliche Talent. Wir sind einfach ein junges Trainerteam, die die jungen Spieler dahingehend auch weiter entwickeln können. Ob junger oder alter Trainer ist prinzipiell eigentlich egal. Man muss die Jungs mitnehmen können und auch sich mal um Dinge kümmern, die sich vielleicht nicht direkt unmittelbar auf dem Rasen abspielen, sondern vielleicht mal im privaten. Man muss da manchmal schon Bruder, Vater oder auch Freund sein.
Man merkt besonders, dass in der Mannschaft richtig Zug drin ist, eine selbstbewusste junge Mannschaft. Gegen Schafhausen haben wir uns, nachdem wir sehr unter Druck standen, spielerisch daraus gelöst und das Spiel ins Mittelfeld gebracht oder auch in Aachen haben wir das Spiel aus der Abwehr mit spielerischen Mitteln herausgebracht. Mich hat selber gewundert, denkt man an die eigene Zeit zurück, dass man mit 21 Jahren so selbstbewusst ist, gegen übermächtige Gegner sich cool und ruhig zu behaupten. Was ist da der Anteil des Trainers?
Der Anteil des Trainers daran ist, den Jungs immer wieder Mut zuzusprechen, damit sie sich trauen, auch mal Fehler machen zu dürfen. Ich sage den Jungs immer: mutig spielen. Und das ist das Wichtigste bei uns, dass man mutig nach vorne spielt. Man kann auch ruhig mal ein Dribbling verlieren oder mal einen Fehlpass spielen, aber wichtig ist, dass man nach vorne spielt, dass man nach vorne spielen will und dass man dabei auch Fußball spielen möchte. Die Mannschaft übertreibt es manchmal, jetzt im Testspiel z.B. gegen Süchteln, da wurde auch zum Teil zu viel rumgespielt, da muss ich auch mal den langen Pass spielen, um sich auch mal zu befreien. Die Jungs wollen immer Fußball spielen und das ist das Schöne. Wenn man Fußball spielt, kann man auch Zuschauer anlocken. Wenn ich immer nur lange Bälle schlage, dann kommen die Zuschauer zwei, drei Mal zuschauen und dann kommt aber keiner mehr. Dementsprechend haben wir auch gegen Aachen gespielt und ich fand fußballerisch haben wir das auch gegen eine Mannschaft aus der 4. Liga sehr gut gemacht. Die Jungs können einfach Fußball spielen. Unsere Dreierkette ist sehr spielstark, allen voran natürlich Dominik Hahn und Hendrik Höfels. Dementsprechend werden dann schon mal die älteren und erfahrenen Spieler wie z.B. ein Kristian Wurzer oder ein Christian Körfer oder Nikki Hermanns auch mal etwas lauter, damit auch klarer Richtung Tor gespielt wird. Im Grunde wollen wir immer Fußball spielen. Wir lieben den Fußball ja alle, weil wir Tore sehen wollen. So bekommt man die Zuschauer auch motiviert, sich bei schlechtestem Wetter auch auf den Weg zum Platz zu machen.
Unabhängig von der SV Helpenstein-Brille, die ich vielleicht auch anhabe, muss man sagen, wir spielen einen attraktiven und richtig guten Fußball. Der Kader ist ja relativ groß und dann ist es sicher auch schwierig die jungen Spieler bei der Stange zu halten, wenn die öfter mal auf der Bank sitzen.
Aber das haben wir sehr gut im Griff, zumal immer mal wieder Sperren und Verletzungen hier vorliegen, z.B. jetzt am ersten Spieltag hat Robin Jackels sich am letzten Rückrundenspieltag vorher die fünfte gelbe Karte eingefangen. Wir haben aktuell acht verletzte Spieler. Das hebt der gute und breite Kader von 25 Spielern immer sehr gut auf. Ich sag den Jungs immer, dass man im Training Vollgas geben muss und dann hat man auch die Chance, dass man am Wochenende spielen kann. Und auch jetzt gegen den Landesligisten Süchteln haben uns acht Stammspieler gefehlt und trotzdem verliert man „nur“ mit 4:2 und davon waren drei Gegentore Standardsituationen. Dass viele Spieler von hier kommen, dass alle zum Nulltarif spielen, ohne Punkt oder Siegprämie, das muss auch mal rausgehoben werden. Ich möchte gar nicht wissen, wieviel überall rundherum verdient wird, auch in der Kreisliga. Hier bei uns, da kann ich sagen, da bekommen vier Spieler, die von weiter wegkommen, minimales Spritgeld und für so eine Liga ist das wahnsinnig wenig.
Bei den Einsatzzeiten von den jungen Spielern ist mir aufgefallen, dass diese berücksichtigt werden und diese Einsatzzeiten sind relativ hoch und egal wer es ist, da bekommt jeder seine Chancen, nicht nur mal eben für 10 Minuten, sondern teilweise auch mal über 30 Minuten, selbst in schwierigen Spielen.
Genau. Zum Beispiel kam ein Max Wessel 35 Minuten in Aachen auf dem Tivoli rein, der dann gegen den Viertligisten gespielt hat. Er selber ist erst 19 Jahre. Wir haben das Konzept mit der U-23, was super gut funktioniert, immer wieder am Wochenende die vier, fünf Jungs, die vielleicht hinten dran sind, können dann 90 Minuten bei der U 23 mitspielen in der Kreisliga B, was auch schon eine gute Klasse ist. So sammeln sie dann auch immer Spielpraxis, das funktioniert sehr gut mit Benjamin Hauch, dem Trainer der 2.Mannschaft, dass man immer wieder Spieler hoch holt und runter geben kann. Drei Mannschaften zu haben ist ein Vorteil, so kann man die „alten Recken“ in der dritten Mannschaft spielen lassen, die noch immer qualitativ hochwertige Spieler sind, aber den jungen Spielern die Kreisliga B und die Bezirksliga nicht verbaut.
Das ist richtig gut aufgeteilt. Am Saisonanfang gab es Bedenken, ob sich die junge zweite Mannschaft angesichts der Stärke der Kreisliga B mit überwiegend ersten Mannschaften überhaupt in der Klasse halten kann. Das ist aber keineswegs der Fall, jeder Gegner muss im Gegenteil aufpassen, auch die Spitzenteams, überhaupt die drei Punkte zu holen. Jetzt ist noch aufgefallen, dass gerade nach dem Aachen-Spiel durch das neue Selbstbewusstsein der Mannschaft ein Riesensprung nach vorne gemacht worden ist. Da sind wir in einen richtigen Lauf reingekommen, leider aber kam uns dann die Winterpause dazwischen. Da hat man gemeint, uns kann überhaupt keiner mehr bremsen.
Ja, genau. So ein Spiel gegen einen Viertligisten, das gibt natürlich Auftrieb, ein Spiel vor knapp 1500 Zuschauern, das war schon richtig cool. Das war natürlich so ein Spiel, wo man nach dem Spiel gesagt hat, „war vielleicht noch ein bisschen mehr drin“, wenn wir da die zwei dummen Gegentore nicht kassieren. Nach vorne hin, muss man sagen, fehlte dann oftmals die Kraft, wir konnten uns nicht nach vorne durchspielen. Die Aachener hatten drei, vier Torchancen, davon haben sie zwei genutzt, ein bisschen unglücklich, aber danach hat jeder gemerkt, he, wir können auch mit einem Viertligisten mithalten und wenn es nur ein Spiel ist. Über eine ganze Saison ist das nicht möglich, aber die Jungs haben da noch einen Sprung in ihrer Entwicklung nach vorne gemacht. Das Selbstbewusstsein war da, mit unserer Spielweise was erreichen zu können. Dementsprechend sind wir die restlichen Spiele der Hinrunde auch angegangen.
Und dann kam die Winterpause, aber es ist nicht einfach diesen Anknüpfungspunkt zu finden, wo man war und wieder hin will. Man weiß ja gar nicht so genau, wie man aus der Winterpause wieder rauskommt, ob man nochmal an diese Punkte herankommt.
Man hat jetzt drei Monate Pause bis zum ersten Spiel und viele Vereine, wie z.B. Stolberg, die haben mit sieben, acht Neuzugängen fast eine halbe Mannschaft ausgetauscht. Da ist die Rückrunde für uns wie eine neue Saison, weil die Pause so lang ist, und wir auch coronabedingt dann nicht immer wissen, wer spielen kann und wer nicht. Hinzu kommen dann noch die Verletzungen von Christian Kledtke, der uns sechs bis sieben Wochen fehlen wird und Robin Langer, der uns bis zum Saisonende fehlen wird, was besonders weh tut, wenn man solche Spieler verliert.
Das war mir neu und ist sehr schade, aber man muss dann sicher versuchen zu kompensieren. Ein Spieler wie Robin ist nicht zu ersetzen, aber der Kader ist in der Breite sehr gut aufgestellt und man muss sich bemühen, diese Lücke so weit wie möglich zu schließen. Klar zu sein scheint vor allem, dass die Rückrunde ganz anders ablaufen wird wie die Hinrunde. Der SV Helpenstein ist jetzt bekannt, man fährt zu den meisten Mannschaften als Favorit und die Gegner sind bestrebt, uns irgendwo ein Beinchen zu stellen.
Ja, genau, da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Ich habe immer gesagt, wir wollen bis zum Ende auch oben mitspielen. Das ist unser Ziel, dass wir bis zum Ende den Meisterschaftskampf offen halten, dass wir uns immer noch ein Türchen offen halten. Wir haben als Aufsteiger noch keine einzige Saison zu Ende gespielt. Wir sind zwar seit zweieinhalb Jahren schon dabei, deswegen kann vom Verein auch das Ziel nicht lauten: Meister zu werden. Das Ziel muss sein, bis zum Ende oben dabei zu sein, vielleicht dann in den letzten zwei, drei Spieltagen die Möglichkeit noch zu haben zum Aufstieg. Der Druck wird natürlich größer in jedem Spiel, jeder will uns schlagen und, ja, da bin ich gespannt, wie wir dann mit dieser Situation fertig werden. Vorher waren wir vielleicht in dem ein oder anderen Spiel der Underdog, jetzt nach der Hinrunde, nach wirklich noch keiner Niederlage, ist es klar, dass wir es nicht mehr unbedingt sind.
Ist denn so ein Spiel wie in Mennrath mit „Störfeuern“ auch wichtig, um der Mannschaft auch mal mehr bewusst zu machen, dass man auch schnell mal den Fokus auf dem Platz verlieren kann?
Der Vorteil in der Liga ist, dass wir in der Bezirksliga Staffel 4 die einzige Staffel sind, bei der immer Linienrichter dabei sind, die anderen Staffeln haben das nicht. Dadurch mussten wir als Vereine uns auch bereit erklären, dass die Linienrichter sehr jung und unerfahren sind, aber dadurch haben wir ein Schiedsrichtegespann. Das ist natürlich von Vorteil in hektischen Spielen. Sechs Augen sehen immer mehr als zwei. Die Schwierigkeit, ohne Gespann zu spielen, haben wir dann in Mennrath bemerkt: obwohl der Schiedsrichter hervorragend durchgegriffen hat, kann er eben nicht alles sehen. Da war es meines Erachtens für ein Testspiel viel zu hart und zurecht gab es da auch eine gelb-rote und eine rote Karte für den Gegner. Ein hartes, aber faires Spiel finde ich immer gut, auch im Test, aber wenn es überhart wird, dann hat es keinen Sinn. Ich war auch drauf und dran, in der 70. Minute zu sagen, dass wir da vom Platz gehen. Da haben wir wieder zwei Verletzungen davon getragen. Christian Körfer und Julian Hahn haben sich dort verletzt. Dementsprechend werden wir uns auch im Sommer zurückhalten und dass ein oder andere Testspiel weniger machen.
Jetzt ist das ja für die Zuschauer eine hochspannende Saison. Es ist selten, dass man in einer solchen Konstellation vier Mannschaften oben hat, die auch kaum Federn gelassen haben. Für den Zuschauer sehr gut, aber als Mannschaft ist immer der Druck da, da kommen noch zwei dahinter und wenn man verliert, ziehen die vorbei.
Wenn man die Hinrunde von uns sieht, dass wir kein Spiel verloren haben und sind trotzdem nur Zweiter, dann weiß man ja, was Raspo Brand für eine wahnsinnige Hinrunde gespielt hat. Die Teams oben zu vergleichen ist nicht ganz einfach. Von der Kaderstruktur her würde ich sagen, dass wir Wenau ganz ähnlich sind. Eine sehr junge Mannschaft mit viel Talent. Würm-Lindern ist vom Kader her eine ganz andere Mannschaft, die haben mehr erfahrene Jungs, haben auch viele Spiele sehr knapp gewonnen, das ist keine Mannschaft, die den Gegner mit sechs oder sieben zu null auseinanderzieht. Dafür aber in engen Spielen das ein oder andere Tor am Ende macht, auch gegen uns. Das ist eine clevere Mannschaft, aber die Kaderkonstellation ist eine andere, als wir die haben.
Und Raspo Brand hat einen Misch-Masch aus beidem, junge Spieler und auch erfahrene, von daher wird es bis zum Ende spannend bleiben und auch auf Platz fünf würde ich Haaren noch nicht abschreiben. Heinsberg-Lieck würde ich jetzt nicht mehr dazu zählen, weil sie natürlich im Winter viele Abgänge hatten, auch qualitativ sehr gute Abgänge. Dazu kommt die erhebliche Verletzung von Robertz.
Hast du denn den Eindruck, dass du in der Halbzeit schon mal den Hebel total umlegen kannst bei der Mannschaft, wenn es erforderlich ist. Es ist ja auch schon so gewesen, dass nach der Halbzeit eine andere Mannschaft auf den Platz kommt.
Ich kann in der Halbzeit auch schon mal laut werden, natürlich. Ich war in den Anfangsjahren, in den ersten zwei, drei Jahren als Trainer oftmals laut. Aber man muss die richtige Dosierung finden. Wenn man jedes Wochenende laut wird, dann glaubt dir auch kein Mensch mehr irgendwas, aber man muss wissen, wann mal auch mal einen Kasten durch die Kabine schmeißen muss, und wann man auch mal ruhiger bleiben muss. Ich habe da für mich gelernt, dass man in der Halbzeitpause der Mannschaft wirklich helfen muss, auch mit taktischen Anweisungen, Auswechslungen, Einwechslungen und nicht immer „draufschlagen“, wenn es mal nicht so gut läuft.
Mir ist auch aufgefallen, dass die jungen Spieler sehr aufnahmefähig und sehr willig sind. Wenn sie richtig geführt werden, wovon man hier auch absolut den Eindruck hat, dann passiert da auch was?
Ja. Wir haben natürlich auch die richtigen Spieler geholt in den letzten Jahren. Das war mir auch immer ganz wichtig, dass die Jungs Lust haben, dass sie auch drei Mal die Woche trainieren kommen, drei Mal die Woche zwei Stunden, das ist natürlich schon sehr viel für diese Liga. Die Eigenmotivation ist mit das Entscheidende. Hinzu kommt, was auch nicht unwichtig ist, dass man nach dem Training und nach dem Spiel noch ein Bierchen zusammen trinkt. Das ist ganz wichtig: ich kann nicht irgendwelche Spieler holen, die nicht ins Gesamtkonzept passen und nur gut Fußball spielen. Die müssen auch mal ein Bierchen oder ein anderes Kaltgetränk mittrinken und müssen auch freiwillig am Ende bleiben und ich nicht noch sagen muss nach dem Spiel: ihr müsst jetzt alle eine Stunde bleiben. Das bringt rein gar nichts. Hier ist das schon eine sehr coole Truppe und das sieht man an den Jungs, die auch hinten dran sind, die haben im Winter keinen Wechsel forciert, sondern, die wollen dabei bleiben und sich aufdrängen.
Wir haben jetzt unheimlich viel erfahren in dem Interview, ich danke dir dafür und möchte eigentlich abschließen, mit eurem Saisonziel, was ihr vorher für euch ausgegeben habt und dann wünsche ich euch für die Rückrunde: schönen Fußball spielen. Dankeschön.
Vielen Dank. Wir hoffen den Zuschauern auch wieder viel bieten zu können, denn darum geht es einfach. Ob wir jetzt in der Bezirksliga, Landesliga oder Kreisliga A spielen, die Zuschauer kommen, weil sie Tore und auch Spektakel sehen wollen. Und von daher haben wir uns das auch für die Rückrunde als Ziel gesetzt: Die Zuschauer jeden Sonntag zu begeistern. Ich hoffe das gelingt uns weiterhin so gut.
Christoph fragt nach bei
Emre Ekmekci (25.02.2022)
Emre, jetzt stehen wir kurz vor der Rückrunde. Ihr habt, glaube ich, sehr intensiv trainiert.
Oh, ja...
Ihr hattet nach dem Alemannia-Spiel einen richtigen Lauf, die Winterpause kommt dazwischen und dann ist es immer sehr schwierig, die Form aus der Hinrunde wiederzufinden. Seid ihr denn guten Mutes, dass ihr auf den Punkt topfit seid, wenn es nächste Woche losgeht?
Ich denke schon, dass wir auf einem guten Stand sind. Wir haben jetzt zehn Wochen Vorbereitungszeit hinter uns, haben gut trainiert, richtig viel für die Kondition getan, sind von Verletzungen und Krankheiten bis zur letzten Woche weitgehend verschont geblieben, aber dann kam die Nachricht von Robin Langer, der wahrscheinlich ein halbes Jahr ausfallen wird. Dieser Ausfall schmerzt uns natürlich und ich wünsche ihm nochmal eine gute und schnelle Genesung.
Natürlich schade für Robin und die Mannschaft, leider kann man es nicht ändern. Ist die Stimmung in der Mannschaft so, dass ihr startbereit seid und alle jetzt wollen, dass es endlich losgeht oder wie kann man sich das vorstellen?
Ja, die Jungs, die sind schon heiß auf den Saisonstart. Nach so einer langen Vorbereitungszeit ist man froh, wieder im Wettkampfmodus zu sein. Und dann kann man endlich auch wieder um die drei Punkte spielen, anstatt sich in jedem Training zu verausgaben.
Emre, du bist schon sehr lange im Verein, bist seit einigen Jahren auch der Kapitän der Mannschaft, vor allem aber bist du einer der wenigen Spieler, der die „Geschichte des Aufstiegs, des Aufschwungs“ komplett mitgemacht hat, von der Kreisliga B an bis zum heutigen Tag in der Bezirksliga. Ist das für dich als Kapitän auch so ein Gefühl, wo du sagst, ich stehe hier mit einem gewissen Stolz auf dem Platz und bin hier rundum zufrieden, in und mit so einer Mannschaft zu spielen?
Das definitiv. Ich kann mich an die Zeit erinnern, als wir froh waren, fünf oder sechs Spieler für´s Training zusammen bekommen zu haben. Heute sind wir im Schnitt 18/19 Spieler beim Training und wir ärgern uns darüber, wenn der ein oder andere mal nicht da ist. Aber es war damals auch die Intention, als ich von der Jugend des FC Wegberg-Beeck hierhin gewechselt bin, uns kontinuierlich zu verbessern, von Jahr zu Jahr. Im Vordergrund stand zuerst mal die Kameradschaft, die wir uns peu a peu aufgebaut haben. Dafür nochmal ein besonderer Dank an Nino Musebrink. Und die Jahre danach haben wir uns kontinuierlich mit den Leuten, die aus der Jugend hochgekommen sind, die aus anderen Vereinen gekommen sind und sich super eingefügt haben in das Vereinsgefüge, verbessert. So kam der Aufstieg in die Kreisliga A und nach einigen Jahren dort, sind wir jetzt in der Bezirksliga. Wir stehen auf einem relativ guten Platz und wollen alles dafür geben, auch in der Rückrunde da oben mitzuhalten und wenn wir aufsteigen, hat da auch keiner was dagegen.
Wie kann man sich das heutzutage vorstellen: ein älterer Spieler wurde früher sehr respektvoll behandelt. Ist das noch immer so oder hat sich das verändert?
Die Anerkennung ist auf jeden Fall da, aber man merkt, dass sich das verändert hat. Die Jungs, die heutzutage hochkommen, haben Respekt, aber sie haben auch den eigenen Kopf und die trauen sich auch mal, dem Kapitän was zu sagen, wenn denen was nicht passt oder wenn sie ein paar Verbesserungsvorschläge haben. Das hat sich definitiv geändert mit der Zeit. Manchmal nehmen sie auch nicht alles an, was man ihnen in guter Absicht mit auf den Weg geben möchte. Aber sie haben alle Potenzial und haben das Zeug dazu, richtig guten Fußball zu spielen.
Noch eine Frage in Bezug auf den Fußball. Ich habe den Eindruck, der Fußball hat sich schon deutlich verändert, ist vielleicht viel intensiver und viel schneller geworden. Du bist auf dem Platz und kannst uns das mal erzählen.
Das ist wirklich so. Der Fußball ist körperbetonter geworden, ist auch fußballerisch viel intensiver geworden. Früher hatte man Verteidiger, die waren nur dafür da, um das Spiel der Gegner zu zerstören, heutzutage beginnt mit den Verteidigern bereits der Spielaufbau. Verteidiger müssen heute richtig guten Fußball spielen können, um das Spiel aufzuziehen. Und da kann ich mit dir mitgehen, dass sich auch das Tempo und die Intensität in den Spielen definitiv verändert hat.
Ich trage immer noch Bilder in mir von der Fußballweltmeisterschaft 1970, da hat ein Wolfgang Overath erst mal zehn Sekunden Zeit gehabt, zu gucken, wer ist denn da frei und dann hat er seinen 40-Meter-Pass gespielt, das sieht man heute schon nicht mehr in der Kreisliga A.
Diese Zeit hat man heute weder in der Kreisliga, noch in der Bezirksliga. Man hat nicht lange Zeit zu überlegen, wohin du den Ball spielst oder schlägst.
Jetzt habt ihr ja einen großen und breiten Kader und du bist einer der Spieler, der schon über dreißig ist. Stellt das ein Problem da, wenn du zum Beispiel mal auf der Bank Platz nehmen musst?
Ich sag es mal so: natürlich ist nicht jeder damit zufrieden, wenn er auf der Bank sitzt. Aber wir haben die Situation auch gerade kurz vor dem Beginn der Rückrunde, dass wir einige Verletzte hatten, da zahlt sich so ein großer Kader aus. In meinem Alter bzw. im Alter von Kristian Wurzer oder Torben Fritzsche, da kannst du schon mal auf der Bank sitzen, da sagt dann auch keiner was dagegen. Aber auch jüngere Spieler, welche nicht in der Startformation stehen, müssen sich gedulden und durch entsprechende Trainingsleistungen und erhaltene Spielzeiten auf sich aufmerksam machen. Es wäre auch nicht zielführend, hier dreimal die Woche zu trainieren und sich dann Sonntags freiwillig auf die Bank zu begeben. Dann wäre man sicher falsch am Platz. Jeder will spielen. Der Ehrgeiz ist da, deswegen sollte man das Beste draus machen.Und falls man dann mal auf der Bank sitzt, mannschaftsdienlich handeln. Der Teamgeist sollte immer im Vordergrund stehen. Eine Chance, sich zu zeigen, bekommt jeder.
Wie sieht deine fußballerische Zukunft aus in den nächsten Jahren?
Ich werde definitiv dabei sein beim SV Helpenstein. Wie es in den nächsten Jahren aussieht, kann ich noch nicht sagen. Ich habe jetzt mein Studium abgeschlossen, fange mit einem neuen Job an und da kann es auch mal vorkommen, dass ich halt nicht mehr so oft dabei sein kann, wie jetzt, aber dem Verein werde ich auf jeden Fall die Treue halten.
Dann sieht man dich vielleicht auch mal in der zweiten oder dritten Mannschaft, mit den ganz erfahrenen Spielern wieder?
Das wäre natürlich denkbar. Ich kenne alle Jungs von der ersten bis zur dritten Mannschaft sehr gut. Wenn die Zeit vielleicht nicht mehr so da ist, bin ich aber froh, wenn ich dann vielleicht ein oder zweimal die Woche am Platz bin und mit den Jungs kicken kann.
Ich bedanke mich bei dir als Kapitän ganz herzlich für das Interview und ich wünsche für die Rückrunde maximalen Erfolg.
Vielen, vielen Dank.